Entlastung für den Mittelstand

(07.10.2014)

Sehr geehrter Herr Dr. Schmidt, sehr geehrte Frau Tröger,

zunächst möchte ich Ihnen und der Oskar-Patzelt-Stiftung meine allerherzlichsten Glückwünsche zum 20-jährigen Jubiläum des „Großen Preises des Mittelstandes“ übermitteln. Es ist mir eine Ehre, als neuer Vertreter der Europäischen Kommission in Deutschland an der Preisverleihung teilnehmen zu dürfen.

„In Europa gilt der Mittelstand als das Rückgrat der Wirtschaft“, so hat es der designierte Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker in seinem Brief an Frau Elżbieta Bieńkowska, der designierten Vizepräsidentin für Binnenmarkt, Industrie, Unternehmertum und Mittelstand formuliert. In diesem neuen Ressort, einer Schaltzentrale der Realwirtschaft, kommt den kleinen und mittleren Unternehmen eine besondere Bedeutung zu.

85% aller neuen Arbeitsplätze in Europa entstehen durch die Wettbewerbsfähigkeit und Innovation der KMU. Die neue Kommission möchte diese Unternehmergruppe von übermäßigem Verwaltungsaufwand entlasten. Gemeinsam mit dem Europäischen Parlament und dem Rat wird die Europäische Kommission versuchen zu ermitteln, wie ein schneller Bürokratieabbau, sowohl auf europäischer, als auch auf nationaler Ebene vollzogen werden kann. 

In Deutschland ist der Mittelstand gut aufgestellt: er gilt als Beschäftigungsmotor, er trägt deutlich zur Wirtschaftskraft bei und ist auch international sehr erfolgreich. Ein Hemmnis allerdings bleibt der Fachkräftemangel. Mit mobileren Arbeitskräften, einer besseren Integration von Migranten aus EU-Staaten und mehr qualifizierten Arbeitnehmern kann die EU den Fachkräftemangel bewältigen. Die Mobilität innerhalb der EU ist also eine Chance auch für KMU. Arbeitskräfte aus den Regionen und Ländern, in denen für sie weniger Nachfrage besteht, können dorthin gelenkt werden, wo ein entsprechender Bedarf besteht.

Nachdem über mehrere Jahre das Krisenmanagement im Vordergrund gestanden hat, sieht sich Europa heute oft nur unzureichend für globale Herausforderungen vorbereitet, ob auf das digitale Zeitalter oder den Wettlauf um Innovation und Know-how. Die neue Kommission will auch hier mit entsprechenden Maßnahmen zur Verbesserung der digitalen Kompetenz und des digitalen Lernens in der Gesellschaft und zur Vereinfachung der Gründung innovativer Start-up-Unternehmen einen Beitrag leisten. Die Förderung einer stärkeren Inanspruchnahme der digitalen Technologie, einschließlich der Online-Dienste sollte eine Querschnittsaufgabe werden, die sich auf alle Bereiche der Wirtschaft, insbesondere aber auf den Mittelstand erstreckt.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine erfolgreiche und interessante Veranstaltung.

Ihr

Richard N. Kühnel
Vertreter der Europäischen Kommission in Deutschland 

Foto: Vertretung der EU-Kommission in Österreich/APA-Fotoservice/Preiss