Wie jung sind 20 Jahre?

(12.12.2014)
Grüße und Glückwünsche von Stephan Pellegrini, Geschäftsführer der Stephan Pellegrini GmbH und Träger der Ehrenplakette des Großen Preis des Mittelstandes 2014

Ich habe mich weder gefreut, noch war ich dankbar dafür, dass ich heute vor Ihnen sprechen darf. Ich bin – wie sicher auch manch anderer unter uns – eher ein ruhiger Unternehmer und wenn ich doch mal etwas zu sagen habe, dann am liebsten etwas über Wein, denn davon verstehe ich als Weinhändler etwas.

Trotzdem stehe ich jetzt vor Ihnen, da ich Ihnen – liebe Frau Tröger – mein Wort  gegeben habe. Das Wort eines Kaufmannes, auch eines Wein-Kaufmannes, zählt. … und Geburtstage muss man feiern.

20 Jahre – ist das eine lange Zeit?

Das ist reine Ansichtssache. Nehmen Sie das Beispiel einer Frau, die als junges Mädchen ihre Heimat verließ und nach 20 Jahren zurückkommt. In Wien würde man sie auf das Herzlichste begrüßen und ihr sagen „Gnädigste, das Licht der letzten Jahre hat die Blüte zur Vollendung gebracht“, in Venedig würde es geradezu überschwänglich klingen „ma Signorina, ancora piu bella di prima“, in meiner Wahlheimat – der Pfalz – wäre es eher rustikaler „ai, ohne dem Kleid hätt isch Sie jo garnett mehr erkannt …“ und hier in Berlin würde man hören „20 Jahre, ja ja – ist schon ne verdammpt lange Zeit …, wa?“. Zeit wird also unterschiedlich empfunden, wie man sieht.

Aber geht es uns um Zeit?

In meinen Augen beinhalten die Begriffe Werte und Kultur das Thema Zeit, denn es geht darum in einer erlebbaren Zeitspanne Werte und Kultur zu vermitteln, diese zu übertragen. Von den Alten zu den Jungen. Das geschieht zunächst durch die häusliche Erziehung in der Familie und danach – und zwar ein Leben lang – durch die lange berufliche Karriere im Unternehmen.

Ich glaube, dass wir Unternehmer immer mehr dazu verpflichtet werden, lebenslange Vorbilder zu sein, um den Menschen in vielerlei Hinsicht Orientierung zu geben. Das braucht Zeit und deswegen ist die Zeit dann doch ein wichtiger Faktor.

Vorbild zu sein, Werte zu vermitteln und dabei erfolgreich ein Unternehmen zu führen, das ist eine lebenslange Aufgabe.

Anders als Börsenspekulanten, die durchschnittlich ein Unternehmenspapier für 20 Sekunden halten, anders als Fondgesellschaften, die frisch ausgebrütete Unternehmen im Schnitt 20 Monate halten, ist die OSKAR-PATZELT-STIFTUNG heute vor genau 20 Jahren angetreten, um dem Mittelstand ein Forum, ein Sprachrohr, ein Förderer und zugleich auch – bei den Preisverleihungen und Bällen - eine festliche Plattform zu sein.

Für mich bildet die OPS ein Spiegelbild und ist damit in vielerlei Hinsicht ein besonderes Vorbild für uns kleine und mittelständische Unternehmen. Aber während wir Unternehmer und Unternehmen uns in allererster Linie um uns selbst kümmern, ist die OPS für den Mittelstand – also für uns - unterwegs. Wenn ich meine eigenen Ausführungen richtig interpretiere, dann sind Sie, liebe OPS, allerdings mit 20 Jahren also noch viel zu jung, um am Ziel angekommen zu sein. Zudem ist in meinen Augen das Feuer der anfänglichen Begeisterung noch nicht erloschen und das ist ein sehr gutes Zeichen.

Ich als kleiner Unternehmer freue mich, dass die OPS uns einen so wunderbaren Rahmen bietet und Zeugnis ablegt für unsere Leistungen. Durch ihre fachliche Kompetenz und durch ihre gesellschaftliche Stellung trägt die OPS maßgeblich dazu bei, dass die Öffentlichkeit den Mittelstand als eine der tragenden Säulen der Gesellschaft überhaupt wahrnimmt.

Dafür danke ich der OPS hier und heute und …  bin am Ende jetzt doch dankbar, dass Sie, liebe Frau Tröger, mich um diese kurze Ansprache gebeten haben.

Sehen Sie diese beiden Flaschen Wein? Für diesen Wein wurde der Weinberg in den 1950ziger Jahren in der südlichen Toskana gepflanzt. Erst 10 Jahre nach der Pflanzung durften die Trauben seinen noblen Namen auf dem Etikett tragen, für 3 Jahre reifte dieser Wein in ein Holzfass, um sich dann nochmals 2 Jahre in der Flasche entwickeln zu können. Erst danach kam dieser Wein in den Verkauf. Und seine beste Trinkreife und Qualität wird er erst viele Jahre später zeigen.

Gibt es nicht Parallelen zum Präsidium der OPS?

Damit ich diese beiden Flaschen nicht wieder nach Hause tragen muss und damit Sie, liebe Frau Tröger und lieber Herr Dr. Schmidt, mal probieren können, wie jung 20 Jahre eigentlich schmecken, überreiche ich Ihnen zu diesem feierlichen 20. Geburtstag diesen Brunello di Montalcino aus der Toskana aus dem Jahrgang 1994, geerntet im Oktober 1994, also nur kurz vor Gründung der OPS am 09.12.1994.

Ich gratuliere hiermit herzlichst zum 20. Geburtstag und wünsche Ihnen und uns allen einen schönen Abend.

Stephan Pellegrini
Geschäftsführer Stephan Pellegrini GmbH

(Foto: B.Löffert/OPS)