Seit über zehn Jahren sucht die Oskar-Patzelt-Stiftung mit den Sonderpreisen „Kommune des Jahres“ und „Bank des Jahres“ besonders herausragende Kommunen und Kreditinstitute, die sich um „ihren“ Mittelstand kümmern und deshalb mehr Gewerbe, mehr Arbeitsplätze, mehr Geld in die Region holen als andere. Die nicht spekulieren, sondern verantwortlich arbeiten. Mit diesen Sonderpreisen werden die für eine gesunde Unternehmens- und Regionalentwicklung unverzichtbaren Rahmenstrukturen gewürdigt. Bisher sind diese Preise ausschließlich auf Bundesebene ausgeschrieben und verliehen worden. Für 2010 wurden insgesamt 83 Kommunen und Kreditinstitute für diese Sonderpreise nominiert.
Erstmals wurden diese Sonderpreise in 2010 auch auf der Ebene der Regionalveranstaltungen verliehen. Für die Regionen Sachsen, Sachsen-Anhalt, Berlin/Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern konnten am 11.9.2010 in Magdeburg, für die Regionen Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Thüringen am 18.9.2010 in Würzburg und für die Regionen NRW, Niedersachsen/Bremen, Hamburg/Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz/Saarland am 9.10.2010 in Düsseldorf jeweils eine Kommune mit dem Sonderpreis geehrt werden.
Weitere Auszeichnungen finden auf der Bundegala am 30.10.2010 in Berlin statt.
Und das sind die Preisträger der Regionen:
Mit Energie in die Zukunft
Das westsächsische Markranstädt bei Leipzig kann stolz auf einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Klein- und Kleinstunternehmen (90,2 Prozent) sein und darauf, dass die Arbeitslosenquote mit acht Prozent weit unter dem Durchschnitt des Landkreises Leipzig liegt.
Und noch etwas ist wichtig: Eine klare Strategie - die hat Markranstädt. Der Gewerbesteuer- und Grundsteuerhebesatz B blieben im Zeitraum 2002 bis 2009 unverändert, lagen unter dem der umliegenden Kommunen sowie unter dem Bundesdurchschnitt. Mit Wirkung ab Januar 2009 wurde der Gewerbesteuerhebesatz sogar um weitere fünf Prozentpunkte auf 375 abgesenkt.
Im Jahr 2006 wurde eine weitere Weiche gestellt: Die Stadt richtete einen gesonderten Fachbereich für Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing ein. Denn eines war klar: das eigene Gemeindesteueraufkommen ist die Basis für die Zukunft, sonst nichts.
Diese Schlüsselentscheidung war goldrichtig. In den Haushaltsjahren 2007 bis 2009 konnte Markranstädt fast ein Drittel der Einnahmen des Verwaltungshaushalts aus dem Gewerbesteueraufkommen realisieren. Mit den fast 1 500 Gewerbebetrieben, die über 5 000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze bieten, hat sich die Stadt als dynamischer Wirtschaftsstandort etabliert.
Ein anderer progressiver Stadtratsbeschluss von 2007 wird greifbar: Markranstädt will Energieautarkie. 85 Prozent des im Jahr benötigten Stroms in Haushalt und Gewerbe wird heute auf der Basis erneuerbarer Energiequellen im Ort selbst erzeugt.
Da ist die Vision von der „Energieinsel Markranstädt - lebenswerteste Stadt Sachsens“ gar nicht so hoch gegriffen. Und was sagen die Unternehmen? Im Vergleich zu den 26 untersuchten Städten Mitteldeutschlands belegte Markranstädt in einer IHK-Studie Platz EINS bei der durchschnittlichen Zufriedenheit.
Die Stadt Markranstädt wurde zum fünften Mal seit 2005 vom BVMW Sachsen Leipziger Südraum, der Frank Fahrzeugbau GmbH, von ASMUS Arbeitsbühnen und Hebezeuge GmbH & Co. KG, von Dr. Oette Maschinenbauteile e. K. und von der Dreh- und Verzahnungstechnik GmbH Leipzig zum Wettbewerb nominiert.
Es gibt für alle Probleme eine Lösung
Die kleine ostbayerische Gemeinde Niederwinkling boomt. Bevölkerungsrückgang ist ihre Sache nicht, im Gegenteil. Die Anzahl der Einwohner wächst stetig und konstant um mehr als 20 Prozent in den letzten zehn Jahren.
Und nicht nur das: seit Jahren pendeln die Arbeitskräfte nicht mehr aus, sondern nach Niederwinkling ein; warum? Mitte der 90er Jahre wurden direkt an der Autobahnausfahrt Industrie- und Gewerbeflächen ausgewiesen und schrittweise je nach Bedarf erweitert. Zeitgleich damit wurden auch die Baugebiete ausgewiesen.
Einen wichtigen Schritt für die dynamische Weiterentwicklung der Gemeinde ging der 1. Bürgermeister Ludwig Waas. Er entwickelte mit dem Gemeinderat ein neues Vermarktungskonzept, um konkurrenzfähig zu sein. Investoren, Verwaltung, Behörden, Planer, Bauträger und Banken wurden zu einem Team vereinigt, das sich um jeden Neuansiedler kümmert. Ein regelrechtes „Starter-Packet“ wird für die Ansiedlungsinteressenten geschnürt.
Ergebnis: Die Gemeinde bietet nicht nur Grundstücke zur Bebauung an, sondern erstellt komplette Bedarfsanalysen im Bereich Industrie- und Gewerbeansiedlungen und sie ist stark im Bürokratieabbau. Ihr Motto: „Es gibt für alle Probleme eine Lösung. Man muss sich nur die kompetenten und erfahrenen Partner mit ins Boot holen.“ „Ansiedlung ist Chefsache" in Niederwinkling.
Der Bürgermeister steht als Koordinator für die Vorhabensprüfung in der Vorbereitung bei den Behörden sowie für die Prüfung und Erstellung der Planungskonzepte mit Planern und Bauträgern inkl. Abklärung von Fördermöglichkeiten bei der Regierung von Niederbayern bzw. den zuständigen Stellen zur Verfügung und ist zugleich Ansprechpartner bei Problemen während der Bauphase. „Durch geschicktes Projektmanagement gelang es der Gemeinde in den vergangenen fünf Jahren 15 Industrie- und Gewerbebetriebe - vorrangig Existenzgründer - mit rund 250 neuen Arbeitsplätzen anzusiedeln.
Die Gemeinde Niederwinkling wurde zum dritten Mal seit 2008 durch das Landratsamt Straubing-Bogen und die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich Aktiengesellschaft Zweigniederlassung Süddeutschland zum Wettbewerb nominiert.
Der Mittelstands-Kreis
Die Industrie im Oberbergischer Kreis ist mittelständisch. Das sorgt für eine gesunde wirtschaftliche Struktur. Viele der Betriebe sind familiengeführt, 100 Jahre und länger am Markt aktiv: Metallverarbeitung, Automotivbereich, Maschinenbau, kunststoffverarbeitende Industrie. Nicht selten agieren diese Betriebe international bzw. sind weltweit am Markt tätig.
Oberberg ist Bestandteil des Agglomerationsraumes Köln. Solche hoch verdichteten Wirtschaftsräume sind Kristallisationspunkte für Innovationen. Das kommt in der Patentdichte zum Ausdruck: 60 bis 80 Patentanmeldungen pro 100 000 Einwohner, das ist nicht schlecht.
„Hightech und Innovation im Grünen“ - dafür steht der Wirtschaftsstandort Oberberg in der Region Köln/Bonn. Nicht ohne Grund gilt Oberberg als Erfinder- und Tüftlerregion. Eine Innovation entstand beim „Tagesgeschäft“ Wirtschaftsförderung: Schnelle und flexible Verwaltungsverfahren sowie ein wirtschaftsfreundliches Klima auf kommunaler Ebene sind Säulen des Erfolgs.
Kann man das messen? Im Bereich der Förderung des Mittelstandes setzt der Oberbergische Kreis mit seiner mittelstandsorientierten Kommunalverwaltung Maßstäbe. RAL Gütezeichen stehen eigentlich für Verbraucherschutz in fast allen Lebensbereichen. Der Oberbergische Kreis ist der erste Kreis in der Bundesrepublik Deutschland, dessen Kommunalverwaltungen sich insgesamt an den Gütekriterien der RAL-Gütegemeinschaft messen lassen.
Damit wird den Unternehmen am Wirtschaftsstandort Oberberg durch verwaltungsinterne Anpassungen von Prozessen und Verfahren gerade in einer Zeit, in der sich das wirtschaftliche Umfeld der Unternehmen rasant ändert, ein bestmöglicher Verwaltungsservice geboten. Unternehmen erhalten hierdurch unter anderem die notwendige Planungssicherheit für unternehmerisches Handeln.
An Ideen und Initiativen mangelt es dem „Mittelstands-Kreis“ nicht: Kompetenzfeldinitiative Oberberg, Kunststoff Cluster KIO, Starter-Center NRW Oberberg, Ausbildungsinitiative Oberberg usw. usf. So schafft man sich Erfolge: Steigerung des Bruttoinlandsprodukts und der Exportquote; natürlich über dem NRW-Durchschnitt. Kontinuierlicher Rückgang der Arbeitslosigkeit, Anstieg der offenen Stellen, Rekord bei den Ausbildungsverträgen, ausgezeichnete Resultate bei Kunden- und Einwohnerbefragungen.
Oberberger klagen zwar manchmal über ihr Wetter, aber nicht über ihre Wirtschaft und Wirtschaftsförderung.
Der Oberbergische Kreis wurde vom Abgeordneten im Düsseldorfer Landtag, Bodo Löttgen, zum Wettbewerb nominiert.