Preisträger 2017 aus Sachsen-Anhalt

(09.09.2017)

Humanas GmbH
Lindhorst (Sachsen-Anhalt)

Leben - wo man „zu Hause“ ist
Schon Anfang der 1990er Jahre befasste sich Dr. Jörg Biastoch in einer Forschungsarbeit im Rahmen der HAGER-Studie mit der Zukunft der Altenpflege in Deutschland und der Frage, wie Menschen jedes Alters und jeder Lebenssituation ein selbstständiges und selbstbestimmtes Leben in seiner Heimatregion ermöglicht werden kann. Die Ergebnisse der Forschungsarbeit zeigten die Notwendigkeit und Eignung dezentraler, wohnortnaher, vernetzter und in die Kommune integrierter Versorgungsangebote für eine hohe Zufriedenheit im Alter.

Nach ersten Ideen 1996 erfolgte dann 2006 der Schritt zur Umsetzung der Ideen einer modernen Pflege mit Gründung der Humanas GmbH durch Ina und Dr. Jörg Biastoch als Unternehmen der Gesundheits- und Altenpflege. Drei Jahre später konnte der erste Humanas Wohnpark in Meisdorf eröffnet werden.

Das Modell ist bisher einzigartig in Sachsen-Anhalt: die innovative und flexible Kombination verschiedener ambulanter und teilstationärer Wohn- und Pflegeformen in ländlichen Regionen mit einem umfassenden Quartiersbezug. Damit auch ältere Menschen weiterhin dort leben können, wo sie zu Hause sind.

Das Wohn- und Standortkonzept ist auf den langfristigen Wohnparkbetrieb in kleinen ländlichen Gemeinden ausgerichtet, sodass auch in diesen Regionen die pflegerische Grundversorgung gesichert werden kann.

Kernelemente des Wohnparks bilden zwei standardisierte Gebäudetypen, die auch bei vorhandener Bauinfrastruktur flexibel und direkt in den Gemeinden platziert werden können. Alle Wohnparks sind ebenerdig und barrierefrei. Um mehrere 1-Zimmerwohnungen gruppieren sich Gemeinschaftsküche und -wohnzimmer. Jede Wohnung (28 qm) hat Bad, Küchenzeile und Terrasse, eigene Möbel und Haustiere sind gern gesehen.

Alle Wege sind kurzgehalten und alle Wohnparkteile und Anbindungen an die Gemeinde fußläufig zu erreichen. Die Gebäude- und Wohnungsanordnung fördern nachbarschaftliche Kontakte im Alltag und beugen der sozialen Vereinsamung vor. Zudem bieten die Wohnungen Privaträume für Ruhe und Entspannung sowie Gemeinschaftsräume für ein geselliges Miteinander.

Durch die Zusammenarbeit mit Institutionen und Vereinen wird Humanas Teil der Gemeinde, wird echte Inklusion sowie die Teilhabe der Bewohner am öffentlichen Leben möglich. Das Wohnkonzept bewirkt eine Atmosphäre des Vertrauens, Gleichberechtigung und Fairness bestimmen den Umgang miteinander.

Die Wohnparks bieten vielfältige Wohnmöglichkeiten, die vom altersgerechten Wohnen ohne Pflegeleistungen über Betreutes Wohnen bis hin zum Service-Wohnen mit Pflege- und Betreuungsleistungen reichen. Bis hin zu einer 24h-Pflege und einer umfassenden Demenzbetreuung sind alle Leistungskombinationen zu bezahlbaren Preisen und Mieten möglich. Bedarfsorientiert und flexibel werden kombinierbare Dienstleistungen aus dem Bereich der ambulanten bzw. häuslichen Pflege (Pflegedienst) und der teilstationären Pflege- und Betreuungsleistungen (Tagespflege) angeboten.

Das Fürsorge- und Pflegeunternehmen hat sich sehr gut entwickelt. Der Umsatz hat sich in 2016 im Vergleich zu 2013 fast vervierfacht. Derzeit sind 220 Mitarbeiter und 15 Azubis an acht Standorten beschäftigt, die Anzahl der Mitarbeiter hat sich seit 2013 mehr als verdreifacht. Der erwirtschaftete Gewinn wird zur Bildung stiller Reserven genutzt.

Aufgrund hoher Nachfrage durch Kommunen entstanden sechs weitere Wohnparks. Drei neue Wohnparks im Jahr schaffen bis zu 60 neue Arbeitsplätze in ländlichen Regionen Sachsen-Anhalts. Die Investition pro neuen Standort liegt bei ca. 3,6 Mio. Euro. 2017 werden drei neue Wohnparkprojekte realisiert.

Für seine herausragende unternehmerische Entwicklung wurde Humanas aus Colbitz vom Focus Magazin als Wachstumschampion 2016 ausgezeichnet.

Humanas wurde zum 2. Mal seit 2016 nominiert für den „Großen Preis des Mittelstandes“ durch VDAB - Verband Deutscher Alten- und Behindertenhilfe e.V., Nebe GmbH und Wirtschaftsmagnet GmbH. Im Jahr 2016 erfolgte die Auszeichnung als Finalist.

 

POLIFILM Extrusion GmbH
Weißandt-Gölzau (Sachsen-Anhalt)

Deutsch-deutsche Erfolgsgeschichte
Meine sehr geehrten Damen und Herren, woran denken Sie, wenn Sie den Begriff „strukturbestimmendes Unternehmen“ hören? Sicher denken Sie – ähnlich wie ich – an ein Unternehmen, das in seiner Branche den Ton angibt. Das mit innovativen Produkten überregional erfolgreich am Markt agiert und gleichzeitig fest an seinem Standort verwurzelt ist. Das ein bedeutender Arbeitgeber in seiner Region ist, der es versteht, seine Mitarbeiter nachhaltig an sich zu binden und stetig neue zu gewinnen. Das sind alles noch keine Alleinstellungsmerkmale, denn die genannten Eigenschaften treffen auf die meisten unserer nominierten Unternehmen zu. Einzigartig werden diese Unternehmen erst durch ihre firmeneigene Philosophie und vor allem durch ihre individuelle Entwicklungsgeschichte. 

Die Geschichte unserer Preisträgerin beginnt deutlich vor der Wiedervereinigung mit zwei zunächst getrennten Handlungssträngen. Im Bergischen Land startete Anfang der 1970er Jahre eine kleine Produktionsstätte für Kunststofffolien – in einer Garage, wenn man der Legende glauben darf. Zu dieser Zeit existierte auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs in der traditionellen Chemieregion Bitterfeld/Wolfen eine große Fabrik, in der hauptsächlich Folien und Halbzeuge aus PVC und Polyethylen gefertigt wurden – vertrieben unter der Marke ORBITAPLAST. Zur Wendezeit standen beide Unternehmen dann auch vor Wendepunkten: die „Garagenproduktion“ aus dem Bergischen hatte sich zu einem wichtigen Hersteller von Extrusions- und Schutzfolien mit internationaler Ausrichtung entwickelt, man suchte nach weiteren Wachstumsmöglichkeiten. Der rheinische Firmengründer Lutz Runkel erkannte das Potenzial des ostdeutschen Traditionsbetriebs, der inzwischen als ORBITAFILM GmbH versuchte, in der Marktwirtschaft Fuß zu fassen. Als schließlich Teilbereiche privatisiert werden sollten, ergriff Lutz Runkel die Chance und gründete im Jahr 1991 am Standort Weißandt-Gölzau die ORBITA-FILM GmbH.

Damit begann eine deutsch-deutsche Erfolgsgeschichte, die bis zum heutigen Tag anhält. Die Unternehmensgruppe POLIFILM, wie sie seit 2013 heißt, beschäftigt inzwischen über 1.200 Mitarbeiter in 16 Niederlassungen auf allen Kontinenten. Am Standort Weißandt-Gölzau produziert die POLIFILM Extrusion GmbH unter der Leitung von Bastian Runkel, einem der beiden Söhne des Firmengründers, mit knapp 900 Mitarbeitern Schutzfolien für verschiedenste Anwendungsbereiche und Produkte. Die Folien sind im Bereich Automotive genauso im Einsatz wie im Lebensmittelbereich, im Baugewerbe und bei der Glas-, Stahl- oder Aluminiumherstellung.

Die Kunden erwarten dabei innovative Lösungen mit höchsten Ansprüchen an Materialfestigkeit, Schneidbarkeit und universelle Einsetzbarkeit. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, unterhält POLIFILM an allen Standorten eigene Labore, in denen über 60 Chemiker und Techniker stetig an der Verbesserung von Produkten und Verfahren arbeiten. Eine gemeinsame Plattform koordiniert die Innovationsleistungen der Firmengruppe. Die wachsende Zahl an Patenten zeugt vom Erfolg dieses Forschungs- und Entwicklungsansatzes.

Wie hieß es eingangs? Ein strukturbestimmendes Unternehmen versteht es, seine Mitarbeiter an sich zu binden und neue zu gewinnen. Die POLIFILM Extrusion GmbH investiert permanent in die Weiterbildung und Weiterentwicklung ihrer Belegschaft - und weiß natürlich selbst am allerbesten, welche Kenntnisse und Fähigkeiten, insbesondere der Fachkräftenachwuchs benötigt: über 60 junge Leute absolvieren derzeit ihre Lehre im Unternehmen. Flexible Arbeitszeitregelungen, ein betriebliches Vorschlagswesen, kostenfreie Versorgung, eine betriebliche Altersversorgung und die Unterstützung des ehrenamtlichen Engagements von Mitarbeitern sind bei POLIFILM selbstverständlich. Das Unternehmen selbst engagiert sich natürlich ebenfalls stark in der Region: durch Sponsoring von Sportveranstaltungen und die Unterstützung verschiedenster sozialer Einrichtungen und Vereine.

Die Jury des „Großen Preises des Mittelstandes“ war vom Gesamtpaket aus Wachstum, Innovationskraft, Mitarbeitergewinnung und –bindung sowie sozialem Engagement absolut überzeugt – wir sind uns sicher: diese Erfolgsgeschichte wird auch in Zukunft fortgeschrieben! Unsere herzlichsten Glückwünsche gehen an die Preisträgerin, die POLIFILM Extrusion GmbH!

Polifilm Extrusion wurde zum 16. Mal seit 1996 nominiert für den „Großen Preis des Mittelstandes“ durch die Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau. Im Jahr 2015 erfolgte die Auszeichnung als Finalist.

Humanas GmbH, Herr Dr. Jörg Biastoch, Frau Ina Biastoch, Geschäftsführer (Foto: Oskar-Patzelt-Stiftung, Boris Löffert)

POLIFILM EXTRUSION GmbH, Herr Jörg Wingefeld, Prokurist (Foto: Oskar-Patzelt-Stiftung, Boris Löffert)