Finalisten 2016 aus Sachsen-Anhalt

(03.09.2016)

Anhaltische Hospiz- und Palliativgesellschaft gGmbH
06846 Dessau-Roßlau

Auf dem letzten Weg würdevoll begleiten

In Würde sterben und das ohne Schmerzen - das  wünscht sich wohl jeder. Die letzten Lebenstage oder -wochen gestalten und Schwerstkranke im Sinne von „Nicht dem Leben mehr Tage geben, sondern den Tagen mehr Leben“ begleiten – ist das Anliegen der Anhaltischen Hospiz- und Palliativgesellschaft.

Das neue Hospiz- und Palliativgesetz soll maßgeblich die ambulante Ebene stärken und die Beratung verbessern. Dazu hat die Anhaltische Hospiz- und Palliativgesellschaft ein Konzept erstellt und eine Modellfinanzierung beim Deutschen Hilfswerk mit einem Volumen von 100.000 Euro über drei Jahre beantragt. Palliativversorgung, bestehend aus Medizin, Pflege und psycho-sozialer Begleitung, ist die Grundlage der Hospizarbeit. Die Anhaltische Hospiz- und Palliativgesellschaft gGmbH hat ein regionales Netzwerk geknüpft, das in seiner Komplexität der ambulanten und stationären Angebote sowohl für Erwachsene als auch für Kinder und Jugendliche einzigartig in Deutschland ist. So werden unter anderem Pflegekräfte so ausgebildet, dass sie selbst bei der außerklinischen Beatmungs- und Intensivpflege palliativ tätig sein können. Diese intensive Betreuung wird zunehmend in Anspruch genommen, was aber auch bedeutet, dass mehr Zeit für begleitende Gespräche und Findungsprozesse benötigt wird.

Das „Alt-Hospiz“, das 2007 eröffnet wurde, ist in Dessau als das „Blaue Haus“ bekannt. Es wurde in Form eines Tropfens erbaut und verfügt über acht hell und freundlich eingerichtete Einzelzimmer. Im angeschlossenen Neubau sind 2013 sechs Zimmer hinzugekommen. Zwei davon speziell für Kinder und Jugendliche, die vom Leben Abschied nehmen müssen. Zwei eigens angestellte Kinderkrankenschwestern kümmern sich um sie und ihre Angehörigen. In Zerbst - unweit von Dessau gelegen - wird ein weiteres Hospiz gebaut und im nächsten Jahr eröffnet werden.

Ein ambulanter Hospizdienst sowie das ambulante Palliativ-Care-Team kümmern sich um schwerkranke Menschen, die ihre letzte Lebensphase lieber Zuhause verbringen möchten.

Arbeit mit Menschen, die nicht mehr gesund werden und ihr Lebensende vor sich sehen, ist Schwerstarbeit mit hohen psychischen Belastungen. Das Unternehmen hat deshalb eine Gefährdungsbeurteilung in Bezug auf diese psychischen Belastungen der Pflegekräfte im Rahmen zweier Bachelor-Arbeiten an der Hochschule Stendal erstellen lassen. Schwestern, Pfleger und Ärzte müssen Freundlichkeit, Menschlichkeit, Wärme und Zuversicht ausstrahlen. Das können sie nur, wenn sie sich in ihrer Tätigkeit gut aufgehoben fühlen. Das ist bei der Hospiz- und Palliativgesellschaft der Fall. So gibt es mit jedem Mitarbeiter mindestens ein Personalgespräch pro Jahr. Außerdem werden familienfreundliche Arbeitszeiten sowie individuelle Weiterbildungen angeboten. In monatlichen Teambesprechungen ist Raum zur Auswertung von Erlebnissen und Belastungen und das Angebot von Einzelgesprächen mit einer Psychologin wird gern in Anspruch genommen. Dienstbesprechungen informieren die Mitarbeiter über die wirtschaftliche Situation, neue Projekte sowie die strategische Ausrichtung des Unternehmens.

Der Ausbildung und Gewinnung des Berufsnachwuchses wird große Bedeutung beigemessen. Standen 2012 noch zehn junge Menschen in einer Ausbildung, sind es heute bereits 20. Zusätzlich finden 35 Praktikanten für sich heraus, ob ihr späterer Beruf in dieser Richtung liegen könnte. Die Mitarbeiteranzahl ist in den letzten vier Jahren von 20 auf 51 gestiegen.

Die Anhaltische Palliativ- und Hospizgesellschaft gGmbH wurde 2016 von der Stadt Dessau-Roßlau für den Wettbewerb nominiert.

EWS „Die Schuhfabrik“ e. K.
06295 Lutherstadt Eisleben

Vom Knobelbecher zum Premiumstiefel

Bei Feuerwehrstiefeln steht eines im Vordergrund: Die Sicherheit; daneben sollen sie praktisch sein und bequem. Schließlich müssen sich die Feuerwehrleute oft stundenlang in ihnen bewegen. Doch unansehnlich sollen die Stiefel auch nicht sein. Mit hochwertigen Feuerwehrstiefeln und Sicherheitsschuhen die all dies erfüllen und noch dazu schick aussehen, erarbeitete sich EWS „Die Schuhfabrik“ in Eisleben einen Platz unter den fünf führenden Herstellern in Europa.

Die Firma blickt auf eine 70jährige Geschichte zurück. Nach 1945 produzierte die Schuhfabrik Eisleben Arbeitsschuhe, im Volksmund Knobelbecher genannt. Nach der politischen Wende von 1990 kam es zur Zerreißprobe für das mittelständische Unternehmen und schließlich zur Insolvenz. Jörg Schlichting glaubte an die Zukunft und kaufte die marode Fabrik, die seither unter EWS „Die Schuhfabrik“ firmiert. Seit 2005 schreibt das Unternehmen Erfolgsgeschichte. Rund 525.000 Paar zertifizierungspflichtige normkonforme Sicherheitsschuhe wurden seitdem ausgeliefert. Mehr als 1.000 Händler kaufen regelmäßig bei EWS. So stieg der Umsatz von 2,5 auf 3,5 Mio. Euro.

Durch klare strategische Positionierung entwickelte sich die Firma zum Vollsortimenter bei einem Nischenprodukt, das auch weiterhin dringend gebraucht wird. Design und Technologie entstehen unter dem eigenen Dach der Firma. Kernprodukt ist der Feuerwehrstiefel. Doch allein damit könnte die EWS auf dem heißumkämpften Schuhmarkt nicht bestehen. Schuhe für den Rettungsdienst, für Forstarbeiter und für den Tiefkühlbereich vervollständigen die Produktpalette. Ein weiterer strategischer Markt sind Sicherheitsschuhe für Beschäftigte in Aluminiumwerken, Stahlwerken und Gießereien, dem so genannten Heißbereich.

Mit der Vermarktung hochwertiger, beratungsintensiver Produkte ist EWS kompetenter Problemlöser und Partner für die Industrie. Jörg Schlichting und seine 26 Mitarbeiter beweisen, dass Funktionalität und gutes Aussehen sich nicht ausschließen müssen. Und wer sagt denn, dass Arbeitsschuhe nicht auch schick sein dürfen? Daher brachte EWS das Modell „Pink Lady“ für weibliche Rettungskräfte heraus. Es wurde ebenso begeistert angenommen wie der Schnürstiefel „Pink fire“ für Feuerwehrfrauen.

Als mittelständisches Unternehmen erfüllt EWS auch Sonderwünsche bis hin zu Einzelanfertigungen, was größere Hersteller nicht leisten können. EWS kennt seine Klientel und deren Bedürfnisse und kann die Entwicklung neuer Produkte genau darauf abstimmen. Drei bis fünf neue Modelle von Schuhen kommen jährlich zur Marktreife. Feuerwehrstiefel  werden in den Größen 34 bis 53 angefertigt. So finden sowohl die kleinsten als auch die größten Floriansjünger den passenden Schuh. Alle EWS-Produkte werden durch den TÜV Rheinland zertifiziert und überwacht.

Auf Grundlage des stabilen Geschäftsverlaufs der Schuhfabrik und der kontinuierlichen Nachfrage nach EWS-Produkten ist auch die Mitarbeiteranzahl konstant. Neueinstellungen werden in Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeberservice und Bildungsträgern vorgenommen. Die klassische Berufsausbildung gibt es bei EWS nicht mehr. Die Firma qualifiziert Jugendliche und Quereinsteiger praxisorientiert für die Tätigkeit im Unternehmen.

In der Region engagiert sich die Firma, indem sie verschiedene Vereine finanziell unterstützt. Beispielsweise die Lebenshilfe Mansfelder Land, die Luther-Gedenkstätten und natürlich die Freiwilligen Feuerwehren der Umgebung.

EWS „Die Schuhfabrik“ e.K. wurde seit 2008 neunmal für den Wettbewerb nominiert. In diesem Jahr von der IHK Halle-Dessau.

Glaconchemie GmbH
06217 Merseburg

Grüne Chemie nutzt wertvolle Rohstoffe effizienter

Glaconchemie, gegründet im Jahr 2000, verarbeitet Koppelprodukte der Biodiesel-Herstellung zu Grund- und Ausgangsstoffen für die Anwendung in der pharmazeutischen, chemischen, Farben- und Lack-, Kosmetik- und Nahrungsmittelindustrie weiter. Kerngeschäft ist die Herstellung qualitativ hochwertigen pharmazeutischen und technischen Glycerins auf der Basis nachhaltig ökologisch angebauter Rohstoffe. Dazu gehört in erster Linie Raps. Glaconchemies Know-how der „Grünen Chemie“ hilft, Rohstoffe effizienter zu nutzen und einzusetzen. Kostensenkung und Entlastung von Mensch und Umwelt sind weitere Aspekte der Unternehmensstrategie.

Der seit 2005 in Merseburg ansässige Betrieb nutzt die Nähe zu den Chemieparks Leuna und Schkopau und die ausgezeichnete Infrastruktur für kurze Wege zu Kunden, Partnern und Lieferanten. Glaconchemie produziert Glycerin in Pharmaqualität, beispielsweise für die Kosmetikindustrie. Die neue Produktionsanlage ist Lebensmittel zertifiziert nach ISO 22000. Somit können auch Unternehmen beliefert werden, die ihre Produkte weltweit vertreiben. Zusätzlich wurde die neue Produktionsanlage von einem Rabbiner „koscher“ und von einem Imam „halal“ zertifiziert.

Etwa acht Prozent des in Europa produzierten Glycerins kommen aus dem Haus Glaconchemie. Insgesamt werden 50 Prozent der Produkte im Ausland abgesetzt. Hochmotivierte, ausgezeichnet ausgebildete Fachkräfte bilden das Rückgrat der Firma. 52 Mitarbeiter und vier Auszubildende sind derzeit im Unternehmen beschäftigt. Die Glaconchemie betreibt eine eigene Abteilung für Forschung und Entwicklung, die ständig die Anlagen und damit die Qualität der Ausbeuten verbessert. Um Risiken beim Umgang mit chemischen Substanzen auszuschließen, existiert im Unternehmen ein Krisenmanagement. Mit ihm werden ständig mögliche Szenarien durchgespielt. Da die Anlagen vollautomatisch laufen und das Produkt geprüft wird, bevor es in den Verkaufstank gepumpt wird, bestehen im normalen Prozess keine Gefahren. Risiken bestehen nur bei der Anlieferung und Abholung der Erzeugnisse. Um diese auszuschließen, wird jede Anlieferung vom Labor geprüft.

Zahlreiche praxisorientierte Hochschulen, Universitäten und private Forschungseinrichtungen garantieren einen schnellen Wissenstransfer zwischen Forschung und Wirtschaft. Um nur ein Beispiel zu nennen: Ein Student der Hochschule Fresenius Zwickau beschäftigt sich zurzeit in seiner Bachelor-Arbeit mit aktuellen Themen der Produktion bei Glaconchemie. Seit drei Jahren vergibt die Firma jährlich ein Deutschlandstipendium in Kooperation mit der Hochschule Merseburg.

Auch die Verbundenheit mit der Region wird seit vielen Jahren gepflegt. So haben die Mitarbeiter und die Geschäftsführung eine Tierpatenschaft im Merseburger Zoo übernommen. Außerdem unterstützt das Unternehmen Sportvereine und hilft dem Merseburger Altstadtverein bei der Bewältigung der Hochwasserschäden an der Neumarktkirche. 2014 hat die Glaconchemie erstmals zusammen mit der Total Raffinerie Mitteldeutschland GmbH das Walter-Bauer-Stipendium finanziert. Dabei handelt es sich um den ältesten Literaturpreis des Landes Sachsen-Anhalt, der alle zwei Jahre von den Städten Merseburg und Leuna vergeben wird. Jedes Jahr präsentieren sich die Mitarbeiter von Glaconchemie zum Tag der offenen Tür des Chemiestandortes Leuna, um der Bevölkerung Einblicke in die Produktion zu geben und junge Leute für einen Chemieberuf zu begeistern.

Die GLACONCHEMIE GmbH wurde seit 2015 zweimal für den Wettbewerb nominiert durch den Landkreis Saalekreis.

Humanas GmbH
39326 Colbitz/OT Lindhorst

Leben, wo man Zuhause ist

Der demografische Wandel hat Pflegebedürftigkeit in den Alltag gebracht. Ein großer Teil der älteren Menschen ist heute am Lebensende auf Pflege angewiesen. Gleichzeitig nehmen sie die Abhängigkeit von Anderen als größte Angst wahr. „Die Leistungen der Pflegeversicherung sollen den Pflegebedürftigen helfen, trotz ihres Hilfebedarfs ein möglichst selbstständiges und selbst bestimmtes Leben zu führen, das der Würde des Menschen entspricht. Die Hilfen sind darauf auszurichten, die körperlichen, geistigen und seelischen Kräfte der Pflegebedürftigen wiederzugewinnen oder zu erhalten.“ So steht es im Sozialgesetzbuch.

Große Worte, die umzusetzen sich Ina und Dr. Jörg Biastoch mit der Gründung der Humanas GmbH zum Ziel gesetzt haben. Anfang der 90er Jahre hatte sich Dr. Jörg Biastoch in einer Forschungsarbeit mit der Frage beschäftigt, wie Altenpflege in Deutschland in Zukunft zu organisieren ist. Schon damals gab es die Forderung, dass Altenpflege dezentral, wohnortnah, vernetzt sein und in den Sozialraum integriert werden muss, um den Herausforderungen der Zukunft und den demographischen Veränderungen gerecht zu werden. Zwar wurden die Forschungsarbeiten von der Politik wohlwollend zur Kenntnis genommen, aber nicht in die Praxis überführt. So entstand die Idee, sich diesen Ziele mit einem eigenen Unternehmen zu widmen. Seither entstanden unter der Regie von Dr. Jörg Biastoch verschiedene Projekte wie altersgerechte Wohnanlagen und kleine, in das dörfliche Leben integrierte stationäre Einrichtungen, die mit Partnern betrieben wurden.

Der erste Wohnpark wurde 2006 eröffnet. In diesem Jahr feiert die Humanas GmbH mit dem zehnjährigen Bestehen ein kleines Jubiläum.

Das Fürsorge- und Pflegeunternehmen hat sich sehr gut entwickelt: Auf Grund der hohen Nachfrage durch die Kommunen entstanden bereits sechs Wohnparks. Jeder Standort gibt bis zu 60 Mitarbeitern einen Arbeitsplätze und das im ländlichen Sachsen-Anhalt. Getreu dem Slogan „Leben, wo man Zuhause ist“, bieten die Biastochs und ihre 140 Mitarbeiter Menschen in jeder Lebenslage und in jedem Alter ein selbstständiges und selbstbestimmtes Leben in der eigenen Heimat. Dabei ist die Vielfalt aus innovativen und flexiblen Kombinationen verschiedener ambulanter und teilstationärer Wohn- und Pflegeformen in Sachsen-Anhalt einzigartig. Das beginnt schon bei der baulichen Form der Wohnparks. Ein-Zimmerwohnungen gruppieren sich in Wabenform um ein zusätzliches gemeinschaftliches Wohnzimmer und eine Gemeinschaftsküche. Jede der etwa 28 qm großen Wohnungen verfügt über ein Bad, eine Küchenzeile und eine Terrasse. Eigene Möbel können teilweise mitgebracht werden. Auch Haustiere verstärken das Zuhausefühlen in der neuen Umgebung. Die gesamte Wohnparkanlage ist ebenerdig und barrierefrei.

Jede Pflege oder Betreuung älterer Menschen ist nur so gut, wie die Pflegenden motiviert sind. Darauf wird bei Humanas großer Wert gelegt. Eine Atmosphäre aus Vertrauen, Gleichberechtigung und Fairness bestimmt den Umgang miteinander. Vom Management über die Wohnparkleiter bis hin zu den Betreuungsteams - alle Humanas-Mitarbeiter arbeiten täglich dafür, dass sich die Heimbewohner wohl fühlen.

Die Humanas GmbH wurde 2016 durch den VDAB (Verband Deutscher Alten- und Behindertenhilfe) für den Wettbewerb nominiert.

v.r.n.l. Humanas GmbH, Ina Biastoch und Dr. Jörg Biastoch, Geschäftsführer; GLACONCHEMIE GmbH, Walter Kanzler, Geschäftsführer; Anhaltische Hospitz- und Palliativgesellschaft gGmbH, Dr. Anja Schneider, Geschäftsführerin; EWS "Die Schuhfabrik" e. K., Jörg Schlichting, Geschäftsführer

v.r.n.l. Humanas GmbH, Ina Biastoch und Dr. Jörg Biastoch, Geschäftsführer; GLACONCHEMIE GmbH, Walter Kanzler, Geschäftsführer; Anhaltische Hospitz- und Palliativgesellschaft gGmbH, Dr. Anja Schneider, Geschäftsführerin; EWS "Die Schuhfabrik" e. K., Jörg Schlichting, Geschäftsführer